Was ist Ultralauf?

Wir Ultrafriesen verstehen unter Ultralauf den Sport bei dem im Laufschritt Strecken über die Marathon-Strecke von 42,195 Kilometern und mehr gelaufen werden. Die Grenzen zum Ultrawandern sind dabei fließend, weil während sehr langer Ultraläufe auch kürzere oder längere Gehpausen eingelegt werden und Läufer höherer Altersklassen auch schon mal ganze Marathon-Strecken im Marschschritt zurücklegen.

Der Unterschied zwischen Laufen und Marschieren ist, dass es beim Laufschritt eine Flugphase gibt. Der Körper hebt einen Moment vom Boden ab und landet dann wieder. Beim Marschieren bleibt diese Flugphase aus, und es bliebt in jedem Moment des Schritts ein Fuß mit dem Boden verbunden. Auch wenn Läufer gern von ,,Gehpausen“ sprechen, ist dies nicht mit der Sportart ,,Gehen“ zu verwechseln. Diese besonderen Bewegungsabläufe praktizieren wir bei den Ultrafriesen nicht.

Was treibt einen Menschen nun dazu, Strecken über mehr als 42 Kilometer zu laufen und dabei mehr als vier, fünf, sechs Stunden unterwegs zu sein? Der Mythos der Langstrecke ist schwer zu erklären, man muss sie erleben. Untrainierte Menschen stellen sich einen so langen Lauf oft als eine unerträgliche Qual vor. Doch die Wahrheit sieht anders aus.

Wer es mit dem Laufsport probieren will, fängt mit kürzeren Strecken an und dehnt diese dann immer weiter aus. Mit dem Training nimmt die Ausdauer schnell zu. Knochen, Sehnen und Gelenke stellen sich auf die neuen Herausforderungen ein. Der Körper wird stärker, gesünder und auch schöner. Irgendwann ist der lange Lauf gar keine Qual mehr, sondern ein Genuss.

Weise Menschen wussten schon immer, dass das Glück nicht in Besitz, Erfolg und Status zu finden ist, sondern im bewussten Verweilen im Moment. In der Hektik des Alltags, in der immer neue Anstöße und Anforderungen auf uns einprasseln, bleibt für das Verweilen im Moment selten der Freiraum. Beim Sport hingegen sind wir mit unserem Körper eng verbunden. Die Anstrengung zwingt uns zur Konzentration. Wir sind ganz bei der Sache und im Hier und Jetzt. Psychologen nennen das ein Flow-Erlebnis. Der Vorteil beim Ultralauf ist, dass dieses Flow-Erlebnis besonders lange dauert.

Ultralauf ist auch eine gesellige Sportart. Es ist schön, lange Läufe allein für sich zu laufen, aber auch das gemeinsame Laufen mit anderen Sportlern macht Spaß. Während langer Läufe ist viel Zeit sowohl für Späße als auch für interessante Gespräche. Das Gute ist, dass wir nicht gegeneinander, sondern miteinander laufen. Ab und zu geht es mal auf Zeit und ums Gewinnen, aber oft geht es einfach nur darum, die persönliche Statistik wieder um einen Zähler zu bereichern und dabei eine schöne Zeit mit anderen Läufern zu verbringen.

Die Statistik ist wichtig für Ultraläufer. Wir zählen die gelaufenen Marathons und Ultras. Als Marathon zählt jeder Lauf, bei dem mindestens 42,195 Kilometer zurückgelegt wurden. Als Ultra zählt ein Lauf über mindestens 45 Kilometer. Wer seinen 100. Marathon/Ultra gelaufen ist, erhält bei den Ultrafriesen ein Brettchen als Trophäe. Weiter Brettchen gibt es für 200, 250, 300, 400, 500 Läufe und so weiter.

Gezählt werden kann jeder Lauf, der öffentlich ausgeschrieben wurde und bei dem mindestens drei Läufer mit der Absicht gestartet sind, das Ziel zu erreichen. Drei Läufer sind schnell gefunden, und so treffen sich die Ultrafriesen gern zu privat organisierten Läufen im kleinen Kreis. Aber auch bei den großen Marathon-Veranstaltungen der Region sind Ultrafriesen vertreten, ebenso wie bei den großen nationalen Ultralauf-Ereignissen wie der TourTour de Ruhr, dem Mauerweglauf in Berlin und der Deutschen Meisterschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung.